Still und leise standen Hendrik, Franz und Katha heute eine halbe Stunde eher auf, um noch schnell Judiths böse Überraschung vorzubereiten. Als sie dann munter und fröhlich kurz nach acht aus ihrer Bude stapfte, erfasste sie sowohl von hinten, als auch von vorne eine gewaltige Wassermasse. Klitschnass durfte Judith dann auch an ihren Geburtstagstisch treten und ihre wunderschönen Erdnussbutter-Bananen-Toast-Torte bewundern (der dritte Eimer wird auch noch leer…).


Die Torte im Magen setzten wir uns mal wieder in unseren geliebten Minibus und es ging zu unserem Rundgang durch das Parlament von Tansania. Pünktlich wie immer (nach afrikanischer Zeit xD) erreichten wir unser Ziel. Nachdem das Drama um Judiths nackte Schultern, welche angeblich viel zu erotisch wirkten, geklärt war und wir endlich einen Englisch sprechenden Führer gefunden hatten, ging es los. Zusammen mit einer etwa 60-köpfigen Grundschulklasse saßen wir in dem Plenarsaal und der nette Herr informierte uns etwa eine Stunde über den Aufbau des Saals und die Grundzüge tansanischer Politik. Wie sich dabei rausstellte, konnte der Gute doch nicht so wirklich Englisch und schlussendlich wechselte er zu Kiswahili. Die stickige Luft und der ständige Sprachwechsel führten schnell zum Herunterklappen der Augenlider.

Des Weiteren klingelte sein Handy genau neun mal während dieser Führung und jedes mal fing er an, ein Telefongespräch zu führen. Als wäre das noch nicht genug, sammelte er auf dem Weg durchs Parlament auch noch diverse Pokemons ein, um seinen Score bei Pokemon-Go zu verbessern. Den Klos haben wir natürlich auch einen Besuch abgestattet und man muss sagen, die Parlamentsklos stehen in der Rankingliste im Moment ganz weit oben (nur das Klopapier fehlte). Als die Führung beendet waren spazierten wir zurück zum Minibus und genossen die strahlende Sonne.


Mittag speisten wir diesmal in einer Bar im Stadtzentrum. Das Besondere daran war, dass es ein riesiges Angebot von frischen Smoothies und Säften gab. Von “the amazing benefit of celery juice”, über “boost metabolism” bis hin zu “poor man’s viagra drink” war alles dabei. Letzteres ließen wir dann aber doch lieber sein und bestellten Mango-Passionsfrucht und einen sehr gewagten Smoothie aus Avocado, Walnüssen und Milch, in dem der Strohhalm förmlich stand (auch wenn es nicht der blaue Smoothie war). Während die anderen drei brav ihren gesunden Smoothie tranken, hatte Person vier mal wieder einen massiven Fisch an der Angel (Namen werden nicht genannt).

Nachdem wir uns mit Vitaminen vollgepumpt hatten, stand noch eine weitere Führung auf dem heutigen Plan. Wir durften dem Radiosender von Dodoma einen Besuch abstatten. Uns wurden alle Räume gezeigt, inklusive des Sendestudios. Es ist auch immer wieder interessant, wie manche Dinge hier in Tansania organisiert sind. Während die Dame am Mikrofon noch schnell das Wetter ansagte, suchte sie nebenbei schon das nächste Lied auf YouTube raus. Kostensparend ist diese Methode auf jeden Fall, ob das Ganze auch so legal ist, ist die andere Frage.

Zurück in der Schule stand noch eine wichtige Mission offen. Das Wasserbad von heute morgen war nur der harmlose Anfang von Judiths Geburtstag. Die Schüler hier nehmen das alles noch ein wenig ernster. Judith wurde an die Hand genommen und von Klassenzimmer zu Klassenzimmer geschliffen, wo jedes Mal eine neue Überraschung wartete. Erst kam der Papiermüll, dann das Wasser und zu Schluss das Kreidepulver. Wie ein kleines Schweinchen musste sie sich dann noch in der Pfütze suhlen, bevor sie einmal durch den Sand gerollt wurde. Das Beste kommt ja wie immer zum Schluss, was bei den Schülern die große Abfalltonne vom Abendbrot bedeutete. Der Tag war perfekt abgepasst, denn es gab lecker schleimigen Bohneneintopf mit Banane zum Dinner. Der Küchenchef war natürlich so nett und brachte gleich noch eine zweite Tonne voll mit Schlabber. Einmal untergetaucht in dem Bohnenbad und beworfen von den Schülern ringsherum ging es dann für Judith erstmal unter die Dusche. Leider ist die Technik noch nicht so weit, um Gerüche verschicken zu können, aber ich glaube, da sind die meisten Leser ganz froh drüber. Dies ist übrigens auch der Grund, weshalb keiner hier seinen Geburtstag verraten will, aber wenn man mal berechnet, läuft diese Prozedur bei 1000 Schülern mindestens einmal pro Tag ab. Also falls man mal nach Tansania kommt, sollte man lieber nicht seinen Geburtstag verraten, denn dieser Spaß ist hier weit verbreitet. Judith wird ihren siebzehnten Geburtstag wohl nicht so schnell vergessen und es war für alle ein entzückendes Erlebnis.
