Donnerstag, 14.02.

Am sechsten Tag unserer Reise konnten wir sogar noch eine halbe Stunde länger im Bett verweilen als gestern. Die Möglichkeit, die frühe Messe um sechs Uhr morgens noch einmal zu genießen, schlugen wir aus, da wir unseren Schönheitsschlaf nicht frühzeitig unterbrechen wollten (viel gebracht hat es aber leider nicht). 

Nach dem Frühstück machten wir uns mit Spitzhacke und Eimer bewaffnet auf den Weg hinter die Kirche, um der Welt mehr Sauerstoff zu schenken. Wir pflanzten zwanzig Bäume, während Franz ein kleines Nickerchen machte. Die Sonne hatte ihn nämlich ein wenig zu stark geküsst. Nach kurzem Aufenthalt im Land der Träume und ein wenig H2O, kehrte er wieder unversehrt in die Welt der Lebenden zurück.

Unser Wunsch, den General Studies Unterricht noch einmal zu besuchen, stieß bei unseren vier Austauschschülern auf wenig Euphorie (wir können uns gar nicht vorstellen, woran das wohl liegt *hust*). Zu ihrem Glück wurde in der Zeit gerade ein Examen geschrieben und wir konnten nicht am Unterricht teilnehmen. Stattdessen gingen wir in die Bibliothek und wurden vom GS-Lehrer mehr oder weniger dazu missbraucht, den Prüfungsraum examenstauglich zu gestalten. Das bedeutete, knapp 100 Stühle und Tische durch die Gegend zu schieben. Das Kratzen der Metallstühle auf dem Fliesenboden war in etwa genauso wundervoll wie das Geräusch von Fingernägeln auf einer Tafel.

Nach der halben Stunde Ohrenkrebs kehrten wir zurück in die Unterkunft, um dort Mittag zu essen. Nach der stärkenden Mahlzeit wartete das kühle Nass im Schwimmbad auf uns. Das Baden war eine willkommene Erfrischung nach dem schweißtreibenden Bäumepflanzen. Funfact am Rande: Bei 34 Badegästen konnten genau fünf schwimmen. Allerdings war immerhin die fünfte Person nicht etwa Herr Klüser, sondern ein tansanischer Rettungsschwimmer. Nach zwei Stunden planschen, Schwimmunterricht geben und Wasserakrobatik tuckerten wir wieder zurück in unsere Unterkunft.

Dort startete die erste Uno-Meisterschaft gemeinsam mit unseren Austauschschülern. Sieben Runden später schlemmten wir ein vegetarisches Abendessen, da die Kuhfüße in der Suppe uns doch nicht ganz geheuer waren. Mit neu getankter Energie schickten wir uns an, das Tanzbein zu schwingen. Wie auch schon am ersten Abend in Dodoma lehrten wir uns gegenseitig traditionelle Tänze aus unserer Heimat. Im Cha Cha sowie Discofox sind unsere Austauschpartner mittlerweile locker schon auf Goldstarniveau xD.

Auch der Valentinstag ging nicht spurlos an uns vorbei. Während Judith und Caroline Blumen erhielten, versuchte Katharina mal wieder vergeblich, ein Tier zu küssen. Diesmal war es aber kein toter Fisch, sondern ein lebender Frosch, der sich erfolgreich gegen einen Kuss wehrte. Also erschien leider doch kein verzauberter Märchenprinz…


Mittwoch, 13.02.

Endlich mal ein Tag, an dem wir alle ausschlafen konnten, wobei ausschlafen hier 7 Uhr aufstehen bedeutet. Kurz vor acht starteten wir in die Schule und besuchten diesmal die Fächer Economics, Physik und Geographie, bevor wir uns dann alle wieder bei unserem Lieblingslehrer in Geschichte wiedertrafen. Den “Karies-Tee” rührten wir diesmal lieber nicht an. Vor der Mittagspause teilten wir uns noch einmal auf die Fächer Englisch und Chemie auf. 

Gestärkt vom Mittagessen, dem traditionellem Bohneneintopf und dem Pommes-Ei-Omlett, ging es auf zur letzten Unterrichtsstunde, General Studies (eine Art Allgemeinbildungsunterricht). Es war extrem lustig, aber weniger wegen des Themas, sondern mehr wegen des extrem afrikanischen Akzents des Lehrers. Wenn er nicht gerade wie ein Wasserfall und aus vollem Herzen über seine Aufgabenstellung redete, diskutierten wir in kleinen Gruppen über die Themen Konflikt, sowie Frieden und Verständigung zwischen Ländern.

Nach dem Unterricht blieben wir noch fast zwei Stunden im Klassenzimmer und unterhielten uns mit vielen verschiedenen Schülern. Hendrik gönnte sich ein paar Tipps vom Starfotografen der Schule, der berühmt für seine Modelbilder auf Instagram ist. Außerdem tauschten wir uns über Regeln an unseren Schulen aus. In der St Peter Claver High School darf keiner elektronische Geräte besitzen, jeden Tag müssen die Schüler um vier Uhr aufstehen und die Messe besuchen, sowohl Mädchen als auch Jungen müssen sich die Haare komplett abrasieren, morgens werden die Zimmer, Schuluniformen und Fingernägel der Schüler auf ihre Ordentlichkeit überprüft und Musikhören ist nur am Wochenende erlaubt. Trotzdem scheinen die Schüler hier sehr glücklich zu sein, auf diese Schule zu gehen und Bildung genießen zu dürfen.

Heute lernten wir auch die vierte Austauschschülerin, Caroline, kennen. Das vollständige Quartett zeigte uns ihre Unterkunft im Internat. Es gibt jeweils zwei Häuser für die Jungs und Mädchen und pro Zimmern leben vier Schüler zusammen. Das Verwirrende war nur, dass die Zimmer nicht mal Türen hatten, Privatsphäre ist hier also eher ein Fremdwort.

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir heute echt viele neue Leute kennengelernt haben. Es ist zwar manchmal wirklich ziemlich schwierig, das Englisch hier zu verstehen, aber beim vierten Mal Nachfragen klappt es dann meistens und wenn nicht, ist Lächeln und einfach Nicken auch immer eine Lösung. Eine weitere Erkenntnis des heutigen Tages war, dass hier wirklich alle unsere Haare lieben, da hier ja keiner lange Haare hat. Besonders auf Franz und seine Löwenmähne (die hoffentlich bald abkommt) haben es die Schüler abgesehen.

Dienstag, 12.02.

Wir starteten unseren Dienstag eine halbe Stunde eher als Katharina, um für ihren heutigen Geburtstag noch schnell eine Erdnussbuter-Toast-Torte zu kreieren und eine Achtzehn in die zweite Mango vom Markt zu ritzen. 

Nach der gelungenen Überraschung und einem reichlichen Frühstück machten wir uns auf, um am Unterricht teilzunehmen. Wir alle fühlten uns tief verbunden mit dem Geschichtslehrer, der in voller Leidenschaft sein Thema den Schülern vermittelt (Wir freuen uns schon auf die nächste Geschichtsstunde). 

Danach in der Frühstückspause gingen wir in die dortige Mensa, eine riesige Halle. Wir alle machten den Fehler, den mit Tee gesättigten Zucker zu trinken (Diabetes lässt grüßen).

Es folgte ein Rundgang über das Schulgelände, bei dem wir unter anderem die hauseigene Bäckerei und Bibliothek besichtigten. Ein weiteres Highlight des Tages war die schulinterne Farm, wo wir sowohl die Hühner als auch Kühe und Schweine antrafen, die es dann wiederum zum Abendbrot gab.

Am Nachmittag fuhren wir mit dem Minibus zu den Brothers of Charity von Dodoma. Dort leben knapp vierzig geistig und körperlich behinderte Männer zwischen zehn und achtzig Jahren.

Zwar war es schwer, sich mit ihnen zu unterhalten, aber wir lernten, dass man auch ohne die gleiche Sprache zu sprechen Menschen glücklich machen kann. Nach etwa zwei Stunden Singen, Tanzen und viel Spaß ging es zurück in die Schule.

Vor dem Abendessen spielten wir Frisbee und Basketball auf dem Schulhof. Es fühlte sich ein bisschen komisch an, da wir von knapp hundert Schülern von ihren Balkonen aus beobachtet wurden. Wir hatten trotzdem unseren Spaß und einige Schüler schlossen sich unserem Spiel an.

Am Abend feierten wir Katharinas Geburtstag noch einmal auf traditionell tansanische Art, indem wir sie mit Wasser übergossen (den Sand, mit dem die tansanischen Geburtstagskinder normalerweise noch beworfen werden, ersparten wir ihr). Nachdem es noch eine deutsche Schokoladenverkostung für unsere Austauschpartner gab, verkrochen wir uns unter unsere Moskitonetze. 

Montag, 11.02.

Und ein weiterer Tag, an dem der Wecker uns unsanft aus unseren Betten riss, begann. Um ehrlich zu sein, haben wir uns bereits langsam an das Schlafdefizit gewöhnt. Daraufhin machten wir uns auf den Weg zur Messe mit den anderen 1000 Schülern von St. Peter Claver. Musikalisch wurde die Messe durch den Schulchor wunderschön begleitet, der sogar besser singt als die Kapellknaben (sorry for that). Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gab es ein ordentliches Frühstück, bestehend aus unserer geliebten Erdnussbutter auf Toast.

Um halb acht startete die Schule mit dem Fahnenappell, bei dem wir der Schulgemeinde vorgestellt wurden. Danach teilten wir uns in kleine Gruppen und begleiteten unsere Austauschschüler in deren Klassen. Hendrik nahm an einer Klassifizierung von Würmern in Biologie teil, während wir anderen uns in Geschichte über Rudolf Diesel und die Industrialisierung unterhielten. Nach der ersten Stunde verließen wir die Schule und machten uns auf den Weg in die Innenstadt von Dodoma.

Wir bestaunten den Markt mit vielen exotischen Früchten, aber auch Klamotten, Schuhe und Technik gab es in Massen. Nach einem schönen Bummel durch die kleinen Gassen waren wir trotzdem alle froh, dass niemand beim wilden Verkehr in Dodoma überfahren wurde. Danach besuchten wir noch eine Kirche und den Unicampus von Dodoma, der unserer Meinung nach wunderschöne Kletterbäume besaß.

Zurück im Stadtzentrum gingen wir in ein Restaurant mit traditionellen Gerichten und hauten alle richtig rein. Dass wir mit Fingern essen durften, ohne schief angeschaut zu werden, war eine willkommene Abwechslung. Die Gerichte waren sehr lecker und wir hatten viel Zeit, um unsere Austauschschüler besser kennenzulernen.

Zurück in der Unterkunft aßen wir die Mangos vom Markt und entspannten uns etwas. An unserem Abendessen nahmen die Mitglieder der Airport Parish (übersetzt etwa “Flughafengemeinde”) teil, die wir im Anschluss noch näher kennenlernten. Wir ließen den Abend zusammen ausklingen und gingen sehr erschöpft schlafen.  

Sonntag, 10.02.

Am Sonntag ging unsere Reise weiter Richtung des Ziels St. Peter Claver Highschool. Unser Plan war es, mit dem Minibus um 5.15 Uhr loszufahren, damit wir rechtzeitig um 6 Uhr den Fernbus nach Dodoma nehmen können. Wie gesagt, das war der Plan. Praktisch gesehen sah das Ganze schon anders aus. Nach nur einigen Metern fuhren wir in einen Graben und versuchten 30 Minuten, das Auto zu befreien. Nachdem das nicht funktionierte, nahmen wir schließlich einen Jeep, doch durch diese Verzögerung verpassten wir natürlich den Fernbus. Nach einer 40-minütigen Aufholjagd und einem fast überfahrenen Fahrradfahrer hatte „Mario Kart“ ein Ende.

Wir wurden praktisch in den fahrenden Bus geworfen. Dort hatten wir das Privileg, in der ersten Reihe zu sitzen und wurden mehr oder weniger sechs Stunden mit Stripper-Musikvideos, Gefängnis-Boxern und Horrorfilmen über Schwangere zugemüllt (der Link, falls es jemanden interessiert: https://m.youtube.com/watch?v=L9-Pm3Mzxk8). Trotzdem haben wir natürlich auch die atemberaubende Landschaft mit Affen, Zebras und Hühnern genossen. In Dodoma angekommen wurden wir von Father Karongo abgeholt und fuhren noch einmal 20 Minuten bis zur Schule und unserer Unterkunft.

Dort gab es erstmal ein leckeres Mittagessen und wir lernten unsere Austauschpartner – Gertrude, Frank und Anania – kennen (Caroline, die vierte Schülerin, würde später zu uns stoßen). Mit ihnen gemeinsam besuchten wir die Schule und wurden weiteren Schülern vorgestellt. Das Schulgelände ist echt riesig und beinhaltet sowohl die Klassenräume, Sportplätze als auch das Internat. Zurück in der Unterkunft ging es dann mit dem Tanzen richtig los. Uns wurde das afrikanische Diskotanzen nähergebracht und wir hatten Spaß dabei, Polka, Macarena und Cha Cha mit den anderen Austauschschülern zu tanzen. Auch die Teilnehmer vom letzten Jahr lernten wir kennen und gemeinsam ließen wir den Abend ausklingen. Alles in allem war es ein wunderschöner zweiter Tag in Tansania und wir sind sehr glücklich, dass wir so freundlich aufgenommen wurden.

Freitag & Samstag, 08. & 09.02.


Während unsere Schulkameraden die Schulbank drücken mussten, stiegen wir um gemütliche 12:10 Uhr in den Zug nach Frankfurt.
Auf der Fahrt erprobten wir unsere mitgebrachten Spiele, während Axel Klüser (aka A.K.) und Frau Zimmermann (aka E.Z.) auf einen Zweiersitz verbannt wurden. Nachdem wir mit dem überraschenderweise pünktlichen Zug angekommen waren, warteten wir eine gefühlte Ewigkeit auf unsern Flug. Wir nutzten die Wartezeit, um uns in der Flughafenkapelle spirituell von Deutschland zu verabschieden.
Auf dem Flug erbarmte sich A.K. Hendriks und übernahm dessen Sitzplatz am anderen Ende des Flugzeugs, fernab vom Rest der Gruppe.
Ethiopian Airlines glänzte durch ihr umfangreiches Angebot an Filmen, Essen und Spielen.
Nach der Landung in Addis Abeba taten wir (außer A.K.) unsere ersten Schritte auf afrikanischem Boden.
Der zweite Flug von Addis Abeba war wesentlich kürzer und die abenteuerliche Landung zerrte an jedermanns Nerven und Mägen.


Nach langer Wartezeit am Kilimandscharo International Airport für die Passkontrolle stiegen wir ins Auto in Richtung Jesuitenkommunität Arusha. Dort genossen wir ein spätes Mittagessen und besuchten, nach einer dringend benötigten Dusche, die Messe der Jesuiten mit vielfältiger musikalischer Gestaltung. Nach dem christlichen Abendmahl aßen wir ein weltliches Abendmahl mit traditionellen tansanischen Speisen. Anschließend endete der lange und erfüllte Tag.